Bibliothek V.v.Weizsäcker, um 1941



Sonstige Schriften

Publikationen zu Viktor von Weizsäcker von Mitgliedern der Gesellschaft.

Menschwerden in Beziehung

Stefan Emondts

(1993, 545 Seiten)

Diese Untersuchung widmet sich dem Werk des Arztes Viktor von Weizsäcker. Ihr Ziel ist es, dieses auf seine fundierende Anthropologie hin aufzuschließen. Veröffentlichtes sowie bislang noch unveröffentlichtes Schrifttum wird systematisch auf seinen anthropologisch relevanten Gehalt hin untersucht. Die systematisch gewonnenen anthropologischen „Kategorien“ Weizsäckers werden jeweils aus seinem Gespräch mit zeitgenössischen Medizinern und Philosophen geklärt. Dadurch tritt sowohl die Entwicklung Weizsäckers als auch sein genuiner Beitrag zu einer philosophischen Anthropologie zutage.

Im ersten Teil werden die Bestimmung des „Pathischen“ als Grundbestimmung des Mensch-lichen sowie weitere Schlüsselbegriffe (Nichtsein, Krisis, Logophanie, Eidologie, Geschöpflichkeit) geklärt, indem Weizsäckers Rezeption Freuds, Heideggers, Schelers, Rosenzweigs und Schellings untersucht wird. Der zweite Teil zeigt, wie Weizsäcker in der Auseinandersetzung mit dem Physiologen und Neukantianer von Kries einerseits und aus ärztlicher Erfahrung andererseits ein Zeitverständnis gewinnt, das dem Heideggers und Bergsons nahe steht.

In diesem Kontext erfährt auch der Terminus „Gestalt“ seine Klärung. Der dritte Teil untersucht, inwiefern Menschsein bei Weizsäcker als Vermittlung zwischen Leben und Tod zu begreifen ist. Dazu wird Rosenzweigs Unterscheidung von geschaffenem und erlösendem Tod herangezogen. Der vierte Teil würdigt Weizsäckers Überwindung der Leib-Seele-Dichotomie in der abend-ländischen Tradition (Platon, Augustinus, Descartes, Leibniz, Fechner, Freud) im Gedanken des Leibgeschehens, und der fünfte Teil bestimmt Intersubjektivität bei Weizsäcker als Re-flexion des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Bezugspunkt ist die Dialogik Bubers, kritischer Horizont die Lévinassche Phänomenologie des Anderen.

Ausblickend wird Weizsäckers Frage nach einer neuen „natürlichen Theologie“ ausgezogen auf den Grundriss eines interdisziplinären Gespräches von Naturwissenschaft bzw. Medizin und Theologie.

Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker

Udo Benzenhöfer

(2007, 222 Seiten)

Viktor von Weizsäcker (1886–1957), Medizinprofessor in Heidelberg und in Breslau, war wohl der bedeutendste 'philosophische Arzt' Deutschlands im 20. Jahrhundert. Seit den Zwanziger Jahren setzte er sich für eine Medizinische Anthropologie ein, die das Subjekt ins Zentrum der Medizin stellt. Dementsprechend lautet der erste Satz seines bekanntesten Werkes 'Der Gestaltkreis' (1940): 'Um Lebendes zu erforschen, muß man sich am Leben beteiligen.'

Udo Benzenhöfer gibt einen kompakten Überblick über Leben und Werk von Weizsäckers und stellt seine richtungsweisenden Gedanken zu einer medizinischen Anthropologie heraus. Außerdem wird erstmals grundlegend das nicht unumstrittene Verhalten des Mediziners in der NS-Zeit analysiert.

Viktor von Weizsäcker - Warum vird man krank? - Ein Lesebuch

Herausgegeben von Wilhelm Rimpau. Mit einem Vorwort von Klaus Dörner und Wilhelm Rimpau. Band 5 der Reihe medizinHuman, herausgegeben von Dr. Bernd Hontschik.

(2008, 341 Seiten)

Am Anfang steht die Kinderfrage des Warum. »Warum wird man krank?« Dass der Mensch seine Krankheiten nicht einfach bekommt, sondern dass sie immer wieder in seine Lebensgeschichte eingewoben sind, dass also jede Krankheit auch seelische Dimensionen hat – diese Überlegungen ziehen sich durch das Werk Viktor von Weizsäckers. Nicht von ungefähr nannte er seinen ärztlichen Werdegang eine »Flucht vor der Schulmedizin«.

Pathische Urteilskraft

Hartwig Wiedebach

(2014, 272 Seiten)

Pathische Urteilskraft ist für unser Wissen um den Menschen konstitutiv. Wie können wir in Denken und Tun sachgemäß urteilen, wenn uns das Leben eher widerfährt, als dass wir darüber verfügen? Das Menschliche zeigt sich nur dem, der sich am Leben beteiligt. So ist auch sein Urteil ein Lebensvollzug und folglich etwas Widerfahrendes. Die Bestimmung »pathisch« verweist auf dieses Nicht-Verfügbare. Gleichwohl werden wir, auch in Schmerz und dürfen. Die thematische Durchführung stützt sich auf eine medizinische Anthropologie. Ihr Umkreis sind die Debatten um Leiblichkeit und Geist.

Manche Beispiele entstammen der klinischen Erfahrung. Die Systematik erörtert Strukturen eines »pathischen Wissens« sowie eine personbezogene pragmatische Wissenschaftlichkeit. Sie liefert Bausteine für ein nuanciertes Verhalten in einem meist überkomplexen Alltag, mit dem wir sowohl theoretisch als auch praktisch unseren Frieden machen müssen.